Chris Isaak unter der Grasnarbe

Wenn man eine Weile nicht mehr im Pantanal war vergisst man einige Sachen. Zum Beispiel das ambivalente Gefühl zwischen passiver Aggression und Meditation wenn man auf die kreisenden Icons der endlos ladenden Internetseiten starrt. Oder Schrödingers Whats-App-Katze- dann bekommt man morgens die Nachricht „Du könntest neue Nachrichten haben“ und verbleibt den internetlosen Rest des Tages in diesem schwebenden Zustand, in dem man irgendwie Nachrichten bekommen hat, aber irgendwie auch nicht. Man vergisst auch wie kalt es in Brasilien werden kann und kommt sich ungefähr in gleichem Maße doof vor wenn man in Deutschland Mützen, Schals, Handschuhe und Hausschuhe in den Koffer packt, in dem man sich später dafür feiert, wenn man den ganzen Kram übereinanderstapelt, um nicht steif gefroren hinten vom Pick up zu fallen. Ich versuche Kälte und Internetabwesenheit jetzt gleichzeitig zu besiegen indem ich den Tisch vors Haus gestellt habe, etwas schief wegen eines der omnipräsenten Gürteltierlöcher, aber es geht. Hier scheint die Sonne und es gibt sowas wie Internet. Zumindest endet das Gekreisel des Ladeicons manchmal in einer aufgebauten Internetseite. Dann muss man nur noch schaffen mit den steifgefrorenen Fingern was zu tippen. Als ich ankam war das Internet so schnell, dass ich Oberwasser bekam und die Veröffentlichung von zwei Podcasts und diesem Blog hier versprach. Das nahm mir das Buschnetz direkt übel, und die Antenne quittierte den Dienst. Jetzt mäandert man mit erhobenem Arm über die Farm um mal kurz durch das Fenster zur Welt linsen zu können und von Podcasts träumt man nachts. Und nicht unbedingt gut, denn die Tonaufnahmen für mein FluxFM Radiotagebuch, das immer montags erscheint, müssen tatsächlich irgendwie hochgeladen werden.

 

Wer weiß wie man sich bei der Kälte einheizt sind derweil die Gürteltiere vorm Haus. Die feiern mal wieder Sexparty, diesmal sogar zwei Tage, man gönnt sich ja sonst nichts. Kommt mir SEHR zu pass, denn zeitgleich mit der Sexparty starten wir die diesjährigen Dreharbeiten mit dem Filmteam aus Deutschland die hier zwei Naturfilme drehen wollen. Aufnahmen von vögelnden Gürteltieren für’s deutsche Fernsehn gibt’s jetzt also zuhauf. In allen Posen, allen Kombinationen, riesige Penisse die sich wie Partytröten ausrollen, sechs Gürteltiere in Polonaise hintereinander herrennend, wie alle sich einbuddeln, vier Gürteltiere in einer Höhle und dann hört man nur noch leise Blue Hotel von Chris Isaak da unter der Grasnarbe spielen. Ich schlage vor doch eine Ü18 Variante des Films zu machen, der dann mit Webeunterbrechungen von Sexhotlines nachts um halb 1 kommt. Irgendwann hat das Weibchen keinen Bock mehr und quetscht sich unter einem niedrigen Zaun durch. Das Männchen, das gerade begattend auf dem Rücken hängt wird dabei frontal gegen das Zaunbrett gezimmert und perlt nach hinten runter ab. Das Weibchen trabt davon um endlich Ruhe zu haben, aber schnell nehmen vier andere Männchen die Verfolgung auf. Ringdisko in Köln ist ein Scheiß dagegen. Nach wie vor völlig unerforschtes Verhalten, also die Gürteltiere jetzt. Wobei das Verhalten von Ringdiskobesuchern vermutlich auch nicht hinreichend erforscht wurde. Wenn ich mit den Ameisenbären irgendwann fertig bin mache ich in Gürteltiersexpartyforschung. Ringdiskoforschung wäre mir dann doch zu abenteuerlich.

 

Filmteam ist zur Abwechslung mal der Tiermagnet schlechthin. Nix da Murphy's Law. Glücksschweine. Oder einfach fantastisches Guiding meinerseits :-D... Ameisenbären haben uns jedenfalls auch schon verwöhnt, eine Mama mit riesigem Baby, sicher schon sieben Monate alt, was ungewöhnlich ist, denn eigentlich sollten jetzt erst so langsam die kleinen Babys kommen. 

 

 

Nun denn. Ich versuche dann mal nochmal die blöde Blogseite aufzumachen um den Kram den ich schreibe irgendwann dann auch mal hochladen zu können. Wenn ihr dies lest, hatte auch ich mal Glück!

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Kommentare: 1
  • #1

    LL (Mittwoch, 17 Juli 2019 07:54)

    Lydia, die Tatu-Sex-Spezialistin ...