Heute mal keine Katze. Zumindest planmäßig. Dafür Kanu fahren und Baden am Fluss. Freier Nachmittag, morgen rollt die nächste Kaltfront an (mit unweigerlichem Dauerohrwurm von den Sternen: Hier kommt die Kaltfront, ein Meer der Frische!). Pfff. Kann man sich wieder einen abbibbern. Aber heute noch nicht. Bestes Badewetter, weil sackenheiß. Und stürmisch- die Auguststürme haben mit Wucht eingesetzt und treiben jetzt mein Kanu auf dem Weg zum Strand Richtung Riesenotterbau. Ich paddel gegen wie eine Blöde, will denen ja nicht auf der Terrasse landen. Vor allem weil die Otter gerade zwei kleine Babys in ihrem Bau haben, da will man die jungen Eltern nicht stören. Schaffe es mit Mühe und Not mich auf die andere Flussseite zu kämpfen und stake dann in Zeitlupe gegen den Wind mit dem Paddel durch den Sand anstatt zu rudern, immer eng am Ufer entlang. Bei besonders starken Böhen klammere ich mich an Zweigen fest um nicht rücklings, mit fliegenden Fahnen, doch noch in den Otterbau zu krachen. Nönö, das ist ja so ein ganz entspannter Nachmittag…
Ca 10 Stunden später komme ich vollkommen entkräftet am Strand an. Und dann doch: Wirklicher und wahrhaftiger Frieden. Stille, bis auf ein paar entrüstete Seeschwalben die motzend über mir kreisen. Die haben immer den Kaffee auf, wenn man sich an ihren Strandabschnitt setzt und erinnern mich, komisch, darum immer an deutsche Pauschaltouristen. Neben mir liegt ein Kaiman mit weit aufgerissenem Maul am Wasser. Das sieht dann dramatisch aus mit den ganzen Zähnen, eigentlich putzt der aber einfach nur sein Gebiss. Ins offene Maul kommen kleine Fliegen rein und fressen Essensreste und den Rest erledigt das UV-Licht. Abgesehen vom beautybewussten Kaiman habe ich den Strand für mich. Sowie die nächsten 7 Kilometer Fluss. Der Rio Negro beginnt in einem Sumpf und endet in einem Sumpf, darum gibt es keinen Durchgangsverkehr an Booten. Nur die Anwohner des jeweiligen Flussabschnitts sind hier unterwegs und das sind nicht viele. Ein naturbelassenes Paradies, das ich bei dem Sturm aber wohl weißlich NICHT weiter bepaddel. Da wo ich stattdessen mein Handtuch hinlege sind noch ein paar ältere Jaguarspuren erkennbar. Vielleicht dieselbe Jaguardame, Luciana genannt, die wir letzte Woche ein bisschen flussabwärts beobachtet haben. Aber das wäre ja wieder eine Katzengeschichte, und die wollen wir heute ja mal NICHT (ein paar Bilder müssen es tun. S.u.). Lieber zum Schwimmen in den Fluss. Das Wasser ist absolut herrlich und ich mache toter Mann, wenn auch nicht sehr lange. Ich will ja die Piranhas nicht zu sehr von der Echtheit meiner Performance überzeugen. Während ich verträumt den Sonnenuntergang bestaune, kommen Adriana, Reginaldo, Adilson und Néia kreischend und sich gegenseitig nassspritzend denn Fluss hochgelaufen. Die wohnen auch hier auf der Farm und hatten dieselbe Idee- Badewetter nutzen bevor es kalt wird. Mit der Stille ist es vorbei, dafür gibt’s den neusten Farmtratsch brühwarm erzählt, während wir uns alle im Wasser an einen Ast hängen und die Strömung an uns ziehen lassen. Die ersten Klatfront-Wolken werden vom Wind angetrieben, zusammen mit einigen Hyazintharas, die etwas unsouverän in den Böen trudeln. Nochmal größtes Amüsement über die Geschichte als ich mit dem kleinen rosa Kleid den Puma beobachtete- das finden hier alle wahnsinnig komisch.
Als es kühl wird paddle/gehe ich nach Hause. Vorbei am roten Horizont hinter der Palmenebene auf der einen- und den vom Sonnenuntergang rosa angeleuchteten Wolken auf der anderen Seite. Vorbei an einer Wasserschweinfamilie die um die Boote am Hafen rumflackt. Vorbei an der Waschküche wo meine Wäsche auf der Leine trocknet- strategisch fast vorbildlich noch rasch gewaschen bevor die kommende Kälte nichts mehr trocknen lässt. Aber eben nur fast. Leider hatte ich beim Beladen der Maschine meine Anwandlungen von letzter Woche vergessen, jetzt doch endlich Ordnung in mein Leben zu bringen. Wie beginnt man damit? Ich entschied mich für den Anfang erstmal für die Nutzung eines Wäschesacks. Man hört ja munkeln, dass so etwas bei Leuten die ihr Leben im Griff haben Anwendung findet, anstelle meiner Strategie, alle schmutzigen Klamotten einfach auf einen Haufen zu werfen. Trollhaufen, heißt dieser Wäschehaufen bei meiner Schwester und mir. Die beherrscht diese Technik auch in Perfektion. Mein Wäschesack geriet jedenfalls zusammen mit dem Ordnungsprojekt recht bald in Vergessenheit, und so hängen jetzt die ehemaligen Bewohner des Trollhaufens sauber aufgereiht auf der Wäscheleine, während meine schmutzige Unterwäsche und ALLE Socken nach wie vor im dummen Wäschesack liegen. Ungewaschen natürlich. Ich lasse mein Leben dann doch lieber wieder wie es ist. Menschen, die mit der Nutzung eines Wäschesacks zurecht kommen sind mir von nun an suspekt. Genau wie die Leute, die bei der Bedienung der DHL-Packstation durchsteigen und eigentlich lest ihr hier gerade nur mein Prokrastinationsgeseier mit dem ich mich vor der Dusche drücke. Der Strom ist weg und es erwartet mich dementsprechend ein Eisbad. Kann man sich schonmal emotional und physisch auf die nächsten kalten Tage einstimmen. Aber genug gedrückt- jetzt muss ich mich überwinden, bin nämlich gleich Fernando und Claudia zum Abendessen eingeladen. Juhu.
Ps.: Auf dem Nachhauseweg gerade noch einem Puma vor dem Haus begegnet. Soviel zum Versuch eines katzenfreien Blogeintrags.
Kommentar schreiben